Klaus Berg

Theatergeschichte Österreichs / “A Lidl und a Tanc” oder “There’s no Business like Showbusiness”

Reihe herausgegeben von Elisabeth Großegger, Reihe herausgegeben von Michael Rössner

Serie:

Theatergeschichte Österreichs / “A Lidl und a Tanc” oder “There’s no Business like Showbusiness”
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Im unaufgeschnittenen Exemplar der “Kronika Getta Warszawskiego”, einer Art Tagebuch, das Emanuel Ringelblum neben der Leitung des von ihm gegründeten „Ghettoarchivs“ (Oneg Szabat) – sozusagen in seiner Freizeit – verfasste, notierte er Ereignisse „mit heißer Feder“: „Gestern war ich im jüdischen Theater. Für zwei Stunden vergaß man die traurige Welt“ und „Im Ghetto spielen fünf Theater“. Bis dahin galt es als sicher, dass ein Theater im Warschauer Ghetto – wenn überhaupt – äußerst nebulöse Vorstellungen gezeigt hätte, die sich darin erschöpften, dass arme, verzweifelte jüdische Schauspieler:innen auf die Bühne gehen, dort Lessings „Nathan der Weise“ geben, während im Publikum betrunkene Deutsche sitzen und dazwischen gröhlen. Diese verquere und vorurteilsbehaftete Sichtweise wurde bei der Arbeit an diesem Thema gründlich korrigiert. Auf den Spielplänen der Theater standen meist Rührstücke und Volkskomödien, die Boulevardkomödien waren oft Kassenfüller, sie wurden bis zu 39mal aufgeführt. Und im Publikum saßen die Ghettobewohner, Deutsche waren in den Vorstellungen nicht zu sehen.
Ringelblums Chronik, ergänzt um Besprechungen und Theater-Anzeigen der Ghettozeitung “Gazeta Żydowska”, ließ das unglaubliche Bild gefeierter Theater-Aufführungen und großer Publikumserfolge im Warschauer Ghetto erstehen. Auf Basis dieser hier erstmals ins Deutsche übersetzten Quellen legt Klaus Berg eine nahezu vollständige Dokumentation über die Theater im Warschauer Ghetto vor, die eine Würdigung der Künstler:innen erlaubt und für die weitere Forschung, ebenso wie für populärwissenschaftliche Darstellungen, wegweisend sein dürfte.