Xianlin Ji
Zehn Jahre in Deutschland 1935-1945
Prof. Dr. Ji Xianlin, 1911 in der Provinz Shandong/China geboren, kam 1935 für ein zweijähriges Promotionsstipendium nach Deutschland, zunächst nach Berlin und von da an die Universität Göttingen, die seinerzeit als ein internationaler Schwerpunkt der buddhistisch geprägten Indologie und der Turfan-Forschung galt. Die politischen Umstände zwangen ihn, trotz seiner jungen Familie länger als geplant in Deutschland zu bleiben. 1941 wurde er in seinem Hauptfach Sanskrit promoviert und trug außerdem wesentlich zur Erforschung des Tocharischen bei. Mit seinen Aufzeichnungen aus dieser Zeit, die 1991 in China veröffentlicht wurden, prägte er das Deutschlandbild von Generationen von Chinesen und trug dazu bei, dass die Universität Göttingen bis heute bei chinesischen Studierenden eine beson- dere Stellung hat. Trotz seiner negativer Erfahrungen während der nationalsozialistischen Diktatur gelang es ihm, ein differenziertes und warmes Bild von Deutschland und der Göttinger Wissenschaft zu vermitteln. In seinen Erinnerungen bezeichnet Prof. Dr. Ji Göttingen und seine Universität als zweite Heimat. Ab 1946 war er als Professor an der Peking-Universität tätig und gründete dort die Fakultät für Orientalistik, auerßdem leitete er viele Jahre das Südasien-Institut an der Chinesischen Akademie für Gesellschaftswissenschaften. Ji Xianlin galt als der bedeutendste Orientalist Chinas, dessen internationaler Ruf auf seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Sanskrit-Forschung, vor allem dem Herausarbeiten der wechselseitigen Einflüsse des Buddhismus zwischen Indien und China beruhte. Von ihm stammen zahlreiche Übersetzungen vom Sanskrit ins Chinesische und vom Deutschen ins Chinesische. Am 11. Juli 2009 ist Ji Xianlin hochverehrt in Peking verstorben.