Bertram Samonig
Die Pfahlbaustation des Keutschacher Sees
Studien zur Pfahlbauforschung in Österreich. Materialien II
Reihe: Mitteilungen der Prähistorischen KommissionIm Keutschacher See in Kärnten ist 1864 die erste Feuchtbodensiedlung Österreichs entdeckt worden. Die bisher älteste Pfahlbaustation befindet sich auf einer Untiefe mitten im See. Zahlreiche Keramikreste, Kupfergusslöffel, Steinartefakte, Tierknochen sowie Geweihartefakte wurden seither geborgen. Die gesamte Keramik ist einheimisch und kann der jungneolithischen Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe des Epilengyel-Komplexes zugeordnet werden. Ein Teil der Keramik kann in ein älteres Typeninventar mit Formstich- und linearer Verzierung sowie in ein jüngeres mit kurvolinearer Verzierung und Kreuzschraffur gegliedert werden, wobei verbindende Verzierungs- und Formelemente vorhanden sind. Damit liegt eine kontinuierliche Entwicklung der Seesiedlung vor. Das Keramikinventar zeigt östliche und südöstliche Einflüsse aus dem Epilengyel-Horizont sowie der Lasinja-Kultur. Aus dem Bereich der Pfahlbausiedlung geborgene Gusslöffel und Kupferschlackenreste sind die bisher ältesten Nachweise für Kupferverarbeitung im Kärntner Raum. Gebrannte Hüttenlehmstücke belegen einen Brand der Siedlung. Inwieweit das Ende der Siedlung damit in Zusammenhang zu bringen ist, kann derzeit nicht beurteilt werden. Die Pfähle der Pfahlbausiedlung wurden eingemessen und Holzproben für dendrochronologische Untersuchungen gewonnen. Bei zwei Pfählen mit Waldkante konnte das exakte Schlagdatum ermittelt werden: 3947 bzw. 3871 v. Chr. Die C14-Analysen einer Serie von Pfählen und liegenden Stämmen ergaben Daten, die auf eine Zeitspanne zwischen 4100 bis 3700 v. Chr. hinweisen. Damit kann die exakte Einordung der Pfahlbausiedlung in die Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe des Jungneolithikums vorgenommen werden. Gedruckt mit Unterstützung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF).