Daniel Frerichs
Partei-Images
Wahlverhalten im digitalen Zeitalter des 21. Jahrhunderts
Reihe: Bamberger Beiträge zur KommunikationswissenschaftInsbesondere durch die Digitalisierung von medialer und gesellschaftlicher Kommunikation haben sich Gegenstand und Rahmenbedingungen der traditionellen Modelle zur Erklärung von Wahlverhalten deutlich verändert. Ein Wahlerklärungsmodell, das die Integration der gesellschaftlichen Informationsströme bzgl. des wahlentscheidungsrelevanten Objekts ›politische Partei‹ nicht ermöglicht, wird den gesellschaftlichen Realitäten nicht (mehr) gerecht. Mit dem in dieser Monografie entwickelten und anhand von CDU und SPD empirisch bestätigten Partei-Image-Ansatz ist diese zentrale Prämisse zur Erklärung von individuellem Wahlverhalten im digitalen Zeitalter des 21. Jahrhunderts erfüllt. Zudem können Wahlentscheidungen auch dann noch sinnvoll erklärt werden, wenn Parteiloyalitäten in der Bevölkerung ihrer Anzahl und Stärke nach abnehmen. Da Partei-Images – gemessen anhand harter und weicher Partei-Image-Komponenten – als Heuristiken zentrale Bedeutung sowohl für den Informationsverarbeitungs- als auch für den Wahlentscheidungsprozess von Individuen zukommt, erlauben sie weiterhin die gleichzeitige Berücksichtigung von wähler- und medienorientierter Perspektive auf das Wahlverhalten. So können auf Basis von Partei-Images und deren inhaltlichen Interpretationsmöglichkeiten zum einen (neue) Antworten auf Fragen bezüglich der Gründe von Wechselwahl, Wahlenthaltung, Dealignment oder Realignment gegeben werden sowie die Frage nach einer Neuinterpretation der ›Parteiidentifikation‹ als politisches und nicht parteibezogenes Selbst-Bild des Individuums aufgeworfen werden. Zum anderen bieten Partei-Images das Fundament für eine Neubewertung von Medienwirkungen auf das Wahlverhalten und insbesondere auf das wahlrelevante Objekt “politische Partei” – in einem immer fluideren und volatileren Parteiensystem und Elektorat.