Claus Oetke
Truth Paradoxes, Meaning, and Interpretation. Two Essays
Herausgegeben von Ernst Steinkellner, Herausgegeben von Wolfgang Künne
Reihe: Sitzungsberichte der philosophisch-historischen KlasseDie beiden Aufsätze in diesem Buch haben ein gemeinsames philosophisches Anliegen. Während der erste Aufsatz einem Problem der systematischen Philosophie gewidmet ist, geht es im zweiten vor allem um die Interpretation einer spezifischen Fragestellung, die in einer bestimmten indischen philosophischen Tradition artikuliert wird.
Im ersten Aufsatz konzentriert sich Oetke auf einen Fragenkomplex, der die Philosophie beschäftigt, seit ein Kreter behauptete, kein Kreter sage die Wahrheit. Da die Diskussion über die Familie der Wahrheitsparadoxa in der Logik und der analytischen Philosophie des 20. Jahrhunderts sehr intensiv geführt wurde, hätte man keine grundlegend neuen Einsichten in den Ursprung und die Reichweite dieser Paradoxa erwartet, und doch ist es genau das, was dieser Aufsatz bietet, indem er die Notwendigkeit betont, verschiedene Arten von Bedeutung zu unterscheiden.
Der zweite Aufsatz befasst sich mit Fragen der Hermeneutik klassischer Texte. Ausgangspunkt ist Oetkes abschließender (unveröffentlichter) Kommentar zu einer Reihe von Artikeln im Journal of Indian Philosophy, die sich mit der Interpretation des sadvitīyaprayoga („Beweisformulierung, die ein Gegenstück nach sich zieht“) beschäftigen. Oetke verallgemeinert den Punkt seiner kritischen Beobachtungen, indem er die Relevanz der Anerkennung verschiedener Arten von Bedeutung und Interpretation in der Forschungsmethodik nicht nur in der Geschichte der indischen Philosophie aufzeigt. Sein Aufsatz ist ein wesentlicher Beitrag zur zeitgenössischen Literatur zur Methodologie in der Geschichte der Philosophie im Allgemeinen.