Hermann David Karplus
Der Leopoldstädter Tempel
Eine Dokumentation
Reihe: Sitzungsberichte der philosophisch-historischen KlasseDie von Ludwig Förster entworfene und von 1852 bis 1858 errichtete Synagoge in der Tempelgasse in Wien war ein Meilenstein in der Geschichte der jüdischen Emanzipation und Architekturgeschichte. Sie wurde am 15. 6. 1858 eingeweiht, die Schlussstein-Legung wurde mit einem aus Jerusalem mitgebrachten Stein begangen. Der Tempel war mit den ursprünglich 2.240 Plätzen die größte Synagoge Wiens. Er wurde mit seinen Stilelementen in maurisch-orientalischer Bauweise errichtet. In einer engen Gasse des damaligen Vororts Leopoldstadt gelegen, war er die erste monumentale Nachbildung des salomonischen Tempels, der als Synagoge genutzt wurde. Dies war aus jüdischer Sicht umstritten und spiegelte die Haltung der reformierten jüdischen Gemeinden jener Zeit wider. Der Weg der jüdischen Gemeinde zu diesem ungewöhnlichen Gebäude war lang und verschlungen. Im Jahr 1917 zerstörte ein Großbrand wesentliche Teile des Gebäudes und es dauerte bis 1921, bis die Restaurierung abgeschlossen werden konnte. In der Pogromnacht des Jahres 1938 wurde der Leopoldstädter Tempel, in dem berühmte Gelehrte wie Adolf Jellinek und Moritz Güdemann gepredigt hatten, durch die Nazis endgültig zerstört.
In diesem Buch beschreibt Herr Dr. Hermann Karplus die gesellschaftliche Situation der Juden im Wien des 19. Jahrhunderts, liefert detaillierte Daten und Einblicke in die Geschichte des Baus des Gebäudes, geht auf den hochinteressanten Ritualstreit und den Streit um die Nutzung der Orgel ein und bietet biografische Notizen zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Gemeinde: Rabbiner und Prediger, Kantoren und andere Amtsträger. Er entdeckte verlorengegangen geglaubte Pläne und Dokumente im Archiv der Wiener Kultusgemeinde in Jerusalem. Zahlreiche Faksimile, Fotos und Pläne stehen begleitend zum Buch als hochaufgelöste Scans im digitalen Archiv des Verlages zur Ansicht bzw. als Download zur Verfügung.
