Die gewandelte Darstellung der Heldenfigur im chilenischen Schulbuch

Geschichtliche Erinnerung im Kontext divergierender Felder

Die gewandelte Darstellung der Heldenfigur im chilenischen Schulbuch
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Heldenfiguren sind wichtige Referenzpunkte kollektiver Erinnerung und nationaler Identität. Das Schulbuch, als Medium der Geschichtskultur, ist dabei einerseits Produkt und andererseits Vermittler gesellschaftlicher Prozesse. Die vorliegende empirische Arbeit beleuchtet anhand einer Analyse von Schulbüchern aus den Jahren 2009 bis 2016 unterschiedliche Formen der Geschichtsvermittlung in Chile. Fokussiert werden die historische Phase der Entdeckung Amerikas mit ihren Figuren Christoph Kolumbus und Ferdinand Magellan und die der Unabhängigkeitswerdung Chiles mit ihren zentralen Figuren José Miguel Carrera, Manuel Rodríguez und Bernardo O‘Higgins. Dabei werden zwei unterschiedliche Bereiche der Schulbuchproduktion in Chile in den Blick genommen: der private Sektor und der staatliche Sektor. Diese beiden Sektoren spiegeln die gesellschaftliche, sozialstrukturelle Differenzierung des Landes wider. Die Schulbuchanalyse zeigt als zentrales Ergebnis eine chilenische Erinnerungskultur, die in den unterschiedlichen Sektoren gespalten, dabei aber nicht polemisch ist. Es wird der empirische Nachweis konträrer Heroisierungs- und Entheroisierungsprozesse erbracht. Die Ableitung unterschiedlicher Narrationsformen (traditionell, pluralistisch, kritisch-interkulturell) und Darstellungstypen der Heroisierung sind weitere Resultate der Arbeit. Neben der empirischen Analyse der Schulbücher wurden die Kontextbedingungen der Schulbucherstellung über Experteninterviews herausgearbeitet. Chile, als bildungspolitisch aufstrebendes Land, ist als interessanterer Fall zu betrachten. Die Erinnerung an die koloniale Vergangenheit zeigt sich im öffentlichen Raum als ambivalent. Die Studie wurde in den Kontext der aktuellen postkolonialen Debatten in der Wissenschaft eingebettet.