Die neuen Linear B-Texte aus Theben

Ihr Aufschlußwert für die mykenische Sprache und Kultur

Herausgegeben von Oswald Panagl, Herausgegeben von Sigrid Deger-Jalkotzy

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Die neuen Linear B-Texte aus Theben
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Erstaunlich kurze Zeit nach ihrer Auffindung wurden die neuen Linear B-Tafeln von Theben 2001 durch den Ausgräber Vassilis Aravantinos und die beiden Epigraphiker Louis Godart und Anna Sacconi in einer ersten kritischen Edition vorgelegt. Ein Jahr später fand in Wien ein zweitägiges internationales Forschungskolloquium statt, bei dem 16 führende Mykenologen aus acht Ländern zu einem interdisziplinären Gedankenaustausch zwischen Epigraphik, Sprachwissenschaft, Philologie und Geschichtsforschung zusammentrafen. Gemeinsam mit den Herausgebern diskutierten sie das neue Textkorpus und seine Bedeutung für unser Bild von der mykenischen Sprache und Kultur. Die Beiträge behandelten den Erkenntnisgewinn des neuen Textmaterials für den mykenischen Wortschatz und besonders für die mykenische Anthroponymie, Toponymie und Terminologie, wie auch für die dialektale Landkarte der griechischen Sprache. Referenzsemantische Sachinterpretation und das Verhältnis des neuen Materials zu den Texten der anderen mykenischen Paläste bildeten weitere Themen. Das Wiener Kolloquium machte aber auch deutlich, dass durch die neuen Texte mehr neue Probleme aufgeworfen werden als definitive Antworten gefunden werden können. Ebenso wurden zwei exemplarische Deutungsmuster und Interpretations-Richtungen evident, die seither die wissenschaftliche Auseinandersetzung beherrschen. Sie lassen sich zwei grundsätzlichen, im Zugang konträren Paradigmen des Textverständnisses zuordnen und vereinfacht als Antithese religiöse versus profane Sachverhalte bezeichnen. In diesem Sinn bieten die Beiträge des Wiener Kolloquiums „Die neuen Linear B-Texte aus Theben” den Ansatz für jede weitere Diskussion über dieses Textkorpus.

In 2001, amazingly soon after their discovery in the 1990s, the Linear B tablets from the Mycenaean palace at Thebes were published by their excavator Vassilis Aravantinos, together with the epigraphists Louis Godart and Anna Sacconi. On the basis of this first critical edition, the new texts were discussed by the participants of an international and interdisciplinary colloquium held in 2002 in Vienna.

Together with the editors, 16 leading scholars in the fields of epigraphy, linguistics, Greek philology and Greek history discussed the importance of the new corpus of texts for our picture of the Mycenaean language and culture. Papers were presented that broaden our insight into Mycenaean vocabulary, particularly with regard to personal names, toponymy and terminology, as well as how the newly-found texts contribute to the distribution map of Greek dialects. Several papers dealt with the semantics of words for real objects, while others compared the new material with texts found at other palace sites such as Pylos and Knossos. However, the Vienna colloquium made it clear that new questions and problems have been raised by the new material rather than solutions for old ones. Moreover, it became evident that two quite opposite patterns of approaching and interpreting the texts from Thebes have developed, and these two viewpoints have since dominated the discussion of this material.