Martina Pippal
Die Pfarrkirche von Schöngrabern
Eine ikonologische Untersuchung ihrer Apsisreliefs
Reihe: Veröffentlichungen der Kommission für KunstgeschichteSeit dem frühen 19. Jahrhundert hat sich die Forschung wiederholt der Pfarrkirche von Schöngrabern, insbesondere der Reliefs an der Apsisaußenseite zugewandt. Mehrfach wurden der Inhalt der Reliefs und das Gesamtprogramm diskutiert. Die Ungewöhnlichkeit mancher ikonographischer Motive erschwerte aber die Aufschlüsselung und gab Anlaß zu gegensätzlichen Deutungen. Einerseits wurde das Skulpturenprogramm als orthodox christlich, andererseits als häretisch angesehen. Jüngst ist zudem die Entstehungszeit des – bisher übereinstimmend in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts datierten – Baus in Frage gestellt, eine Datierung ins 16. Jahrhundert vorgeschlagen und das Programm als protestantisch bezeichnet worden.Die vorliegende ikonologische Analyse erlaubte nun aber eine Dechiffrierung des Skulpturenprogramms. Hierfür wurde die Methode der hochmittelalterlichen Schriftexegese als Werkzeug adaptiert. Der Inhalt der Reliefs erweist sich als mehrschichtig, das Gesamtprogramm als komplex. Es ist systematisch strukturiert, die systematisch strukturierte Architektur bildet einen Referenzrahmen für die Plastik. Architektur und Skulptur bedingen einander, beides ist vom ideellen Zentrum, dem Altarsakrament her organisiert.Ikonographische Vergleiche sind beigebracht, inhaltliche Spezifika mit hochmittelalterlichen Texten belegt. Das Konzept in toto legt Zeugnis von einem hohen theologischen Reflexionsniveau ab. Die Abbildungen der einzelnen Skulpturgruppen geben erstmals einen Eindruck von der Anordnung der Reliefs an der Schöngrabener Apsis und damit von der Gesamtsituation.