Alexander Hirschfeld

Du und Dein Stress

Eine soziologische Rekonstruktion des Burnout-Diskurses und der Arbeit am inneren Gleichgewicht

Reihe:

Du und Dein Stress
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Der Begriff Burnout bringt wie kein anderer die psychischen Leidenserfahrungen an gegenwärtigen Arbeitsbedingungen auf den Punkt. Aber wie kann man dem Problem beikommen und wer ist hier überhaupt zuständig? Die vorliegende Arbeit adressiert diese Fragen aus wissenssoziologischer Perspektive. Anstatt selbst im Diskurs mitzumischen, wird rekonstruiert, welche Denkweisen die Debatte dominieren. Wie die Ergebnisse zeigen, ist der Diskurs vor allem von einer Orientierung am autonomen Subjekt und dem Ideal der „Arbeit am inneren Gleichgewicht“ geprägt, das den Umgang mit Stress als Prozess der Selbsterfahrung und ökonomischen Bilanzierung erscheinen lässt. Diese Sprache der persönlichen Wahrnehmung verbannt jede Objektivierung psychischer Belastung aus dem Diskurs; anstatt von der Arbeit überfordert, erscheinen Burnout-Betroffene als Sklaven der eigenen Erwartungen. Durch diese Individualisierung und Normalisierung des Problems werden die Perspektiven andere Professionen, insbesondere die der Soziologie und der Medizin, marginalisiert. Der Burnout-Diskurs ist dabei kein singuläres Phänomen, sondern zeitdiagnostisch wesentlich breiter einzuordnen. Er ist Ausdruck eines generellen Aufstiegs der Psychologie seit Mitte des 20. Jahrhunderts, die einen der wichtigsten Faktoren beim Rückbau sozial- und wohlfahrtstaatlicher Institutionen darstellt.