Einstellungen gegenüber ethnischen Minderheiten in Europa

Analysen mit dem European Social Survey

Herausgegeben von Irena Kogan, Herausgegeben von Manuel Siegert

Reihe:

Gegenstand der beiden Beiträge dieses Bandes, die im Rahmen eines Forschungspraktikums im Fach Migrationssoziologie im Wintersemester 2008/2009 und im Sommersemester 2009 an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg entstanden, sind Einflussfaktoren fremden- bzw. ausländerfeindlicher Einstellungen der einheimischen Bevölkerung, die anhand der Daten des European Social Surveys (ESS) analysiert werden. Im ersten Beitrag wird der Frage nachgegangen, wodurch sich die im Vergleich zu Westdeutschland höhere Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland erklären lässt. Hierzu werden die Kontakt- und die Konflikthypothese simultan getestet. Bei der Operationalisierung der Konflikthypothese werden erstmals sowohl Gruppen berücksichtigt, die sich im Sinne der Konflikttheorie durch Zuwanderer bedroht fühlen sollten, als auch das tatsächliche Ausmaß geäußerter Bedrohungsgefühle. Es zeigt sich, dass sich das höhere Ausmaß an Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland durch den geringeren Kontakt und den stärker empfundenen Konflikt erklären lässt. Im zweiten Beitrag wird im Rahmen eines Vergleichs von 18 EU-Ländern der Frage nachgegangen, inwieweit das Ausmaß fremdenfeindlicher Einstellungen durch das Kollektivgutdilemma der Sozialstaatlichkeit erklärt werden kann. Hierzu wird zunächst das Ausmaß der Fremdenfeindlichkeit auf Mikroebene geschätzt und anschließend für jedes der betrachteten 18 EU-Staaten ein vergleichbarer Indexwert berechnet – der so genannter Human Average Nationalism Statistical Index (HANSI). Dieser Wert geht im zweiten Schritt jeweils als abhängige Variable in das Modell zur Analyse der Makrofaktoren ein. Dabei zeigt sich, dass je umfassender die sozialstaatlichen Leistungen im Sinne eines Kollektivguts interpretiert werden können, desto höher ist das Ausmaß fremdenfeindlicher Einstellungen.