Lisa Gutschik

Heimat konstruieren

eine qualitativ-rekonstruktive Studie zu handlungsleitenden Orientierungen von Kindern hinsichtlich ihrer Verortung in der Welt

Reihe:

Heimat konstruieren
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In der empirischen Forschungsarbeit stehen die handlungsleitenden Orientierungen von Kindern hinsichtlich ihrer Verortung in der Welt im Mittelpunkt. Untersucht wurde, wie Kinder sich räumlich verorten und ein Konstrukt bilden, welches umgangssprachlich als Heimat bezeichnet wird. Das Forschungsinteresse dieser Arbeit ist der empirischen Kindheitsforschung – „Kindern eine Stimme geben“ (Heinzel, 2000) – zuzuordnen. Theoretisch wurde diese Arbeit sowohl in die historische Entwicklung, als auch in verschiedenen, wissenschaftliche Diskursstränge um den vielfältigen Begriff der Heimat eingebettet.
Der Forschungsfrage nach der Verortung von Kindern in der Welt, wurde mit einem qualitativrekonstruktiven Forschungszugang nachgegangen. Mit insgesamt 57 Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren wurden in elf verschiedenen Gruppen Diskussionen geführt, in denen – angepasst an die Forschung mit Kindern – diese über ein zweistufiges Impulsverfahren angeregt wurden, ihre Ideen zu äußern. Aus den Diskussionen der Kinder wurden die handlungsleitenden Orientierungen mit der dokumentarischen Methode herausgearbeitet. Das empirische Material wurde dann zu vier sinngenetischen Typen verdichtet. Die Interpretationsarbeit wurde in zwei Forschungswerkstätten regelmäßig validiert.
Als übergeordnete Basisorientierung ließ sich die Orientierung der Kinder an einer Herstellung von Geborgenheit rekonstruieren. Es konnten vier unterschiedliche Typen dieser Herstellung von Geborgenheit nachgewiesen werden. Die vier Die vier rekonstruierten Typen oszillieren zwischen dem Bedürfnis der Kinder nach einer stabilen, statischen Verortung in sozialen und physischen Räumen, sowie der Möglichkeit sich fluide und flexibel in differenten, sozialen und physischen Räumen zu verorten. Zudem konnte rekonstruiert werden, dass die Orientierung an der Herstellung von Geborgenheit auf vier Dimensionen basiert: Die Kinder verorten sich (1) in einem sozialen Konstrukt, (2) in ihrer Lebenswelt und (3) im physischen Raum. (4) In welchem Modus sie sich jeweils verorten, stellt die vierte Vergleichsdimension dar.
In der Einordnung der Ergebnisse in den wissenschaftlichen Diskurs stehen Aspekte der territorialen Raumwahrnehmung, der Raummöglichkeiten, der Verortung in Sozialität und die Verschränkung dieser beider Themen in der Frage danach, wie Kongruenz in den Formen des Raumempfindens und der Sozialität der Kinder hergestellt wird – wie sie sich Heimat machen – im Mittelpunkt.
Zum Abschluss der Arbeit werden Anregungen für die empirische, theoretische und praktische Weiterarbeit entwickelt. So zeigt sich beispielsweise anhand der empirischen Befunde, dass sowohl in der empirischen wie auch in der theoretischen Heimatforschung der Blick auf die fluide, imaginierende Raumabstraktion der Kinder gelegt werden sollte und Kinder in der praktischen, pädagogischen Arbeit konstruktiv dabei zu begleiten, verschiedene Lebensweisen, Räume und Sozialitäten wertzuschätzen, um sie damit in ihrer Beheimatung reflexiv pädagogisch zu unterstützen.