Anna Luise von Campe
Kurt Schwitters’ Weg zur “Merz”-Kunst
Eine Revision
Kurt Schwitters (1887-1948) wurde mit seiner „Merz“-Kunst als Vertreter der Dada-Bewegung bekannt – eine Einordnung, deren Prüfung Teil dieser Revision ist. „Merz“ umfasst das Prinzip Collage in Bild- und Schriftkunst sowie in performativen Ansätzen. Schwitters‘ Entwicklung von frühen Arbeiten bis zur „Merz“-Kunst wird neu untersucht. Neben Werkanalysen und Quellenkritik bieten lokal-, alltags- und kulturhistorische Kontextualisierungen sowie wissenschaftstheoretische Reflexionen Aufschluss über Forschungsfragen. Zur Befragung von Begriffen wie ‚Bürgerlichkeit‘ oder ‚politisch‘ treten Auseinandersetzungen mit dualistischen Narrativen wie gegenständlich/abstrakt, Impressionismus/Expressionismus, Innen/Außen – wie wirken sich solche Gegenüberstellungen auf das Verständnis von Schwitters‘ Werk aus? Ein breiter Blick auf Schwitters‘ Lebenswelt verdeutlicht Bedeutungen seiner Materialien, aber auch umwelthistorische Aspekte, das Utopische und die Notstände nach dem Ersten Weltkrieg. Abschließend wird die Möglichkeit erörtert, „Merz“ als philosophische Erkenntnissuche zu begreifen. Die mit „Merz“ verwobene Imagebildung von Schwitters verweist auf eine Reflexion des ‚Künstlergenies‘.