Gerhard Oberhammer
Materialien zur Geschichte der Ramanuja-Schule VIII
Zur Eschatologie der Ramanuja-Schule vor Venkatanatha
Reihe: Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Klasse, Veröffentlichungen zu den Sprachen und Kulturen SüdasiensDer achte Teil der „Materialien zur Geschichte der Rāmānuja-Schule“ ist der Lehre der Schule vor Veṅkaṭanātha (14. Jh. n. Chr.) Hingehen des Menschen nach dem Tode zu Brahma und der Vorstellung vom bleibenden Heilszustand des Menschen gewidmet. Der erste Teil der Studie stellt diese Lehre in der bereits voll entwickelten Form dar, die sie gründend auf den autoritativen Aussagen der Upaṇaden von Rāmānuja (11. Jh. n. Chr.) in der Brahmasūtrentradition erhalten hat. Charakteristisch für Rāmānujas Eschatologie ist der Umstand, dass Rāmānuja die mythologisch-konkrete Vorstellung zum Arcirādimārga und dem Dasein des Menschen nach dem Tode zwar auf Grund der Autorität der Upanịaden annimmt, den Heilszustand des Ātmā aber nach dem Modell der mystischen Erfahrung in seinem Wesen „entmythologisiert“ und im Lichte seiner ontotheologischen Reflexion des Ātmā erklärt. Der zweite Teil bringt die Übersetzung und Analyse seines Vaikuṇṭhagadyam, eines in poetischer Sprache verfassten Lehrtextes, in welchem Rāmānuja eine allen Viṣṇu-Verehrern zugängliche Meditation darstellt, in der eine neue Mythisierung des erhofften endgültigen Heilszustands des Menschen begegnet, nämlich die Vorstellung, in Vaikuṇṭha, Viṣṇus Welt der Seligen, für immer Gottes Diener zu sein.