Michael Rathmann
Perdikkas zwischen 323 und 320
Nachlassverwalter des Alexanderreiches oder Autokrat?
Reihe: Sitzungsberichte der philosophisch-historischen KlasseNach dem überraschenden Tod Alexanders des Großen teilen die in Babylon anwesenden Diadochen das Reich unter sich auf. Perdikkas, dem der sterbende König noch seinen Siegelring gegeben hatte, nimmt in diesen turbulenten Beratungen unter den ehemaligen Hetairen Alexanders eine exponierte Position ein. Die uns vorliegenden Quellen, hier vor allem Diodor, charakterisieren Perdikkas als “Nachlassverwalter” des Alexanderreiches im Auftrag der regierungsunfähigen Könige Philipp III. und Alexander IV. durchweg negativ. Die Studie geht der Frage nach, ob Perdikkas ein Autokrat war, der unter dem Deckmantel der Vormundschaft für die unmündigen Könige nach der Alleinherrschaft strebte, oder ob jenseits der massiven Kritik, die uns bei Diodor entgegenschlägt, ein differenzierteres Bild seiner Person zu erzielen ist. Ausgangspunkt der Untersuchung sind die Beratungen der Diadochen in Babylon im Juni 323. Besondere Aufmerksamkeit liebt dabei auf der Rolle, die Perdikkas hier im Kreise seiner einstigen Waffengefährten innehatte. Daran schließt sich die Diskussion der Quellen zu den einzelnen Stationen seiner Vita bis hin zur Ermordung durch seine eigenen Offiziere im Frühsommer 320 an. Dabei wird das Handeln des Perdikkas mit dem der anderen Diadochen verglichen. Abschließend beschäftigt sich die Studie mit der Frage, inwieweit das Perdikkasbild durch die Ereignisse nach seinem Tod geprägt wurden. So ist diese Studie zugleich eine Untersuchung zur frühesten Phase des Hellenismus sowie zur Ausprägung der einzelnen Diadochenreiche.