Miriam Schäfer

Polizist*in werden – Polizist*in sein

Strukturen und Widersprüche polizeilicher Arbeit

Polizist*in werden – Polizist*in sein
DOWNLOAD COVER

In öffentlichen Diskursen wird die Polizei sowohl als „Freund und Helfer“ und Garant von Ordnung und Gesetz präsentiert, als auch als Institution eines Gewaltmonopols verhandelt, das (illegitim) Gewalt ausübt. Polizist*innen werden korrespondierend als Akteure im Bereich Sicherheit und Gewaltprävention sowie als Opfer oder Täter*innen von illegitimer Gewalt präsentiert. Jenseits der Reflexion über diese komplementären Bilder richtet die vorliegende soziologische Studie den Blick auf den schutzpolizeilichen Alltag und rekonstruiert diesen als komplex strukturiertes Handlungsfeld. Die empirische Untersuchung des Einsatz- und Streifendienstes in Niedersachsen zeigt auf Basis einer Verknüpfung von biographietheoretischen, sozialkonstruktivistischen und figurationssoziologischen Perspektiven, wie polizeiliches Handeln im Kontext von spezifischen Organisationsbedingungen und den lebensgeschichtlichen Erfahrungen von Polizist*innen prozessiert wird. Strukturmerkmale polizeilichen Handelns und Deutens zeigen sich genau an der Schnittstelle von Organisation und Biographie: Organisationale Handlungsorientierungen und deren interaktive Durchsetzung in polizeilichen Einsatzsituationen und innerhalb des Organisationsalltags sind eng verwoben mit den lebensgeschichtlichen Verläufen von Polizist*innen. Die Studie zeigt, dass die konkrete Berufsausübung nicht nur von der beruflichen Sozialisation in der Organisation geprägt wird, sondern wesentlich an biographische Erfahrungen und Wissensbestände anknüpft. Diese Untersuchung trägt damit zum Verstehen von Berufskarrieren, polizeilicher Arbeit und Alltagspraxis bei. Sie liefert darüber hinaus generelle Erkenntnisse zu den Wechselwirkungen zwischen Organisationen und Biographien.