Ursula Blanchebarbe / Manfred Rademacher
Rudolf Bieler. Dorothea Jasper – Poetische Malerei und Magische Objekte
Maler: Rudolf Bieler, Maler: Dorothea Jasper, Konzeption von Kathrin Klotzki-Progri, Herausgegeben von Christian W. Thomsen
Das Begleitbuch zur großen Ausstellung des Siegerländer Künstlerehepaars Rudolf Bieler und Dorothea Jasper im Siegerlandmuseum des Oberen Schlosses zu Siegen, die, unter Pandemievorbehalt, vom 22. August bis zum 10. Oktober 2021 stattfinden wird, ist, unabhängig vom Ausstellungskontext, eine kongenial gestaltete, facettenreiche Monographie über das Werk des Paars.
Vordergründig total unterschiedlich, erscheint das Werk beider Künstler, die ihre Isolation (2020/2021) mit geradezu explodierender Kreativität kompensiert haben, durch hintergründigen Humor verbunden.
Der Maler, Gitarrist und Bandleader Rudolf Bieler hat sich eine, durch Jazz und Popmusik der 60er und 70er Jahre inspirierte Eigenwelt von poetischen Misch- und Fabelwesen geschaffen. In ihr wimmelt es von Insekten, Reptilien und Fisch-Vogel-Menschen, die als naturverbundene Kabinettstücke blühender, von Schriftelementen unterlegter Fantasie, auf köstliche Weise ihr märchen- und naschhaftes Wesen treiben.
Dorothea Jasper hat sich in ihren dreidimensionalen, stehenden, liegenden, hängenden, schwebenden Objekten und Kunstkästen aus Bestandteilen alter, hölzerner Bienenhäuser ebenfalls eine künstlerische Eigenwelt erobert. Diese besteht zumeist aus Trouvaillen, Alltags- und Zufallsfunden. In ihr gestaltet und bewältigt sie mit hohem handwerklichen und kompositorischem Geschick, Themen, die um Natur, Schutzbedürfnis, Heilen, Trösten und die Abwehr jener zerstörerischen Dämonen des Bösen kreisen, die tief in unser aller Unterbewußtsein lauern. Dabei fühlt sie sich Magie und schamanischem Denken verbunden. Eine Magie, die das innere Wesen der Natur und des Kosmos verständlich macht, eine im Sinne Shakespeares “weiße” Magie, die bannt, heilt, bewahrt, Geheimnisse des Himmels und der Erden symbolgeladen offenlegt und zugleich mit ästhetischem Reiz auflädt. Mit ihrer Hilfe gräbt sie sich immer tiefer in menschliche Sinneswelten und psychologisches Seelenverständnis ein. Ihren Reise- und Schutzaltären kommt dabei besondere künstlerische Bedeutung zu. Gleichzeitig versteht sie es, in Werken, die von Todessymbolik und Vergänglichkeitsbewußtsein durchdrungen sind, auch Leichtigkeit und Fröhlichkeit mitspielen zu lassen.
Entstanden ist ein echtes Buchkunstwerk, dessen Analysen und Interpretationen ebenso Vergnügen bereiten, wie das Betrachten dieser narrativen Kunstwelten. Außerdem ist es eine Hommage an Siegens Oberes Schloss und seine, in den Ruhestand scheidende, langjährige Direktorin Ursula Blanchebarbe.