Vom Umgang mit Schätzen

Internationaler Kongress Krems an der Donau 28. bis 30. Oktober 2004

Herausgegeben von Kornelia Holzner-Tobisch, Herausgegeben von Thomas Kühtreiber, Herausgegeben von Elisabeth Vavra

Reihe: ,

Vom Umgang mit Schätzen
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Der Band ist das Ergebnis einer internationalen Tagung des Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit, welche sich mit der Frage von Funktion und Bedeutung von Schätzen in der mittelalterlichen Gesellschaft beschäftigte. Während die Bedeutung von Schätzen in antiken und frühmittelalterlichen Gesellschaften als relativ gut erforscht gelten kann, rückt dieses Thema für jüngere Zeiten erst seit kurzem in den Blick der historischen Forschung. Als Zugang zum Thema wurde dabei weniger eine Phänomenologie des Gegenstands im Sinne einer durch Vergleich und Abgrenzung zu anderen Erscheinungsformen zu erzielenden Definition, sondern in der Tradition der realienkundlichen Forschung des Veranstalters die Mensch-Objekt-Beziehung in den Mittelpunkt gestellt. Ziel war es also, über das Handeln von Menschen mit Schätzen eine Annäherung an Schatzbegriffe im Zeitraum zwischen 1200 und 1630 zu erreichen, wobei der soziale bzw. individuelle Aktionsrahmen von Produktion und Vertrieb, dem Erwerb und Sammeln von Schätzen durch Kauf, Tausch, Diebstahl, Schenken und Beschenkt werden, Suchen und Finden, dem Verbergen und zur Schau stellen bis hin zu Fragen des Transportwesens reicht. Ein zweiter, für die Realienkunde charakteristischer Zugang war die Frage, inwieweit unterschiedliche Quellentypen und -kontexte zu unterschiedlicher Schatzbegrifflichkeit in den historischen Disziplinen geführt haben beziehungsweise führen. Die Vielfalt der im Tagungsband enthaltenen Beiträge zeigt auf, dass Schätze eine ungewöhnlich große Dynamik in ihrer Zusammensetzung haben und dynamische Prozesse auslösen können. Wesentliche Elemente der Dos-Gesellschaft des Frühmittelalters können auf den Umgang mit Schätzen im Spätmittelalter und Neuzeit noch beobachtet werden, wie das Aufbauen sozialer Bindungen durch wechselseitige Geschenke und das Konstruieren und Tradieren identitätsstiftender Geschichten mit und durch den Erwerb von Objekten. Der Schatz kann aber auch ein die gesellschaftliche Ordnung bedrohendes Element werden, wenn er „in falsche Hände“ gerät. Diese obrigkeitliche Sicht tritt in vielen Quellengattungen zu Tage, sie wird vor allem aber in der seit dem 19. Jahrhundert für das Bild des Schatzes prägenden Geschichte thematisiert: dem Nibelungenlied. Neu ist der verstärkte ökonomische Blick „hinter den Schatz“, der eine vielfältige gesellschaftliche Umwelt von Produzenten und Dienstleistungen um den Umgang mit Schätzen aller Art zu erkennen gibt. Viele Schätze, die bislang nur als museale Prachtstücke im Vordergrund standen, werden dadurch erst wieder in ein historisches soziales Umfeld eingebettet. Vor allem aber wird durch die Spuren, die der vielfältige Umgang der Menschen mit Schätzen aller Art hinterlassen hat, ein zentrales Charakteristikum deutlich: Der Schatz als Medium, sei es als Handelsgut, Familienerbe, integrativer Bestandteil von Herrschaftsausübung, Lebens-Versicherung im weitesten Sinne usw.; selbst als nicht-sichtbares Phänomen gehört er zur Lebenswirklichkeit des Menschen.

This volume is the result of an international conference organised by the Institute for the Material Culture of the Middle Ages and the Early Modern Period of the Austrian Academy of Sciences. The symposium discussed the meaning and function of treasure from the Middle Ages to early modern times, especially the interaction between societies and treasure in Western Europe between 1200 and 1630. The topics in the volume include the production and marketing of treasure, its acquisition and collecting through purchase, exchange, theft and donation, its search and discovery, concealment and display, as well as the logistic problems of its transport. Also examined is the extent the various sources and their contexts offer different perceptions of treasures. The papers provide a broad view of the material composition of treasure as well as the social dynamics in the interaction therewith. As a consequence, treasure can be understood as a medium of communication: even when unseen it can be considered a part of life in medieval and early modern societies.