Human Iconography and Symbolic Meaning in Near Eastern Prehistory
Proceedings of the Workshop held at 10th ICAANE in Vienna, April 2016
Herausgegeben von Claudia Beuger, Herausgegeben von Bernd Müller-Neuhof, Herausgegeben von Jörg Becker
Reihe: OREADie Ikonographie des Menschen ist in der vorderasiatischen Prähistorie bislang nur in Ausschnitten behandelt worden. Hierbei standen vor allem die Aspekte von Fruchtbarkeitskulten und Götterbildnissen im Vordergrund, die stets in engem Zusammenhang mit der Sesshaftwerdung seit dem Frühneolithikum gesehen wurden. Die Feldforschungen der letzten 30 Jahre in Vorderasien haben das Spektrum prähistorischer anthropomorpher Darstellungen inzwischen deutlich erweitert, so dass einerseits eine Neubewertung der bisherigen Interpretationsmodelle notwendig geworden ist und andererseits ganz neue Fragestellungen etwa zur Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung des Menschen in den Fokus gerückt werden können. Für ein neues, umfassenderes Verständnis der prähistorischen Ikonographie des Menschen wird in diesem Band der konventionelle Themenkanon zu den Bildwerken durch eingehende Betrachtungen der Fundkontexte, der Bestattungspraxis und der medizinischen Anthropologie in wertvoller Weise ergänzt. Der Fokus liegt hierbei gezielt auf den frühen Epochen vom Epipaläolithikum bis ins frühe Chalkolithikum im Bereich des sogenannten Fruchtbaren Halbmonds, da in diesem Zeitraum sowie in dieser Region neben der Herausbildung von Ackerbau und Viehzucht weitere wesentliche, bis heute wirkende Grundlagen gesellschaftlichen Zusammenlebens geschaffen wurden. Im Ergebnis wird deutlich, dass die Ikonographie des Menschen schon in dieser Frühzeit Hinweise auf soziale Hierarchien oder Erkenntnisse zum Geschlechterverhältnis liefern kann. Es lassen sich bereits Tendenzen einer Kanonisierung in den Gestaltungsprinzipien bzw. in der Gestik sowie magisch-religiöse Praktiken erkennen, deren Symbolgehalt womöglich in weiteren Forschungen erschlossen werden kann. Weiterhin wird auch die grundsätzliche Frage, ob in der Ikonographie irdische Menschen dargestellt sind oder nicht doch überirdische Wesen, in verschiedenen Beiträgen ausführlich diskutiert.