Eren Tasar
Muslim Atheism in Central Asia
Reihe: Central Eurasian LibraryIn den von den Muslimen in Zentralasien gesprochenen Sprachen entwickelten sich atheistische Schriften nicht zu einem Mittel, um die Religion anzugreifen, sondern um sie zu dokumentieren. „Muslim Atheism in Central Asia“ argumentiert, dass der wissenschaftliche Atheismus, eine dem Islam feindlich gesinnte Ideologie, in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg selbst islamisiert wurde.
Diese Studie basiert auf einer umfangreichen, bislang vernachlässigten Literatur in diesen Sprachen und zeigt, wie atheistische Autoren Gebete, Pilgerreisen, Rituale und Sakrale Geographie mit atemberaubender Detailtreue beschrieben und katalogisiert haben. Von antiklerikaler Satire und Reiseberichten über Erläuterungen des muslimischen Dogmas bis hin zu enzyklopädischen Katalogen von Riten offenbaren diese Texte die Notwendigkeit, das Leben der Muslime festzuhalten und zu dokumentieren. Anstatt den Islam einfach auszulöschen, übernahm der muslimische Atheismus den antireligiösen Imperativ, definierte ihn neu und verbreitete dabei islamisches Wissen. Das Buch beleuchtet die Auseinandersetzung atheistischer Autoren mit dem zentralasiatischen Muftiat (SADUM), dessen dogmatische Verlautbarungen sie trotz ihrer eigenen Überzeugungen oft begrüßten. Dank der umfangreichen Daten und Informationen, die in atheistischen Texten enthalten sind, bietet es auch einen Überblick über muslimische Praktiken in der sowjetischen Gesellschaft. Durch die Wiederentdeckung dieser in Vergessenheit geratenen Literatur verändert das Buch unser Verständnis sowohl der zentralasiatischen Geschichte als auch des muslimischen Lebens im Spätsozialismus.
