Ludwig Meier
Neue kaiserzeitliche Inschriften aus Kibyra
Reihe: Ergänzungsbände zu den Tituli Asiae MinoresIn Fortsetzung zu „Ergänzungsband 29 zu den Tituli Asiae Minoris“, in dem neue hellenistische Inschriften aus der Stadt Kibyra in Südwestkleinasien bekannt gemacht wurden, werden in diesem Band neue Inschriften aus der römischen Kaiserzeit vorgelegt, die der Verfasser in den Jahren 2011 bis 2017 dokumentiert hat. Sie sind ein beeindruckender Querschnitt einer prosperierenden Stadtgesellschaft. Herausragende Honoratiorenfamilien, von denen einige Mitglieder den Aufstieg in die Reichsaristokratie zu vollziehen vermochten, stehen in wünschenswerter Differenzierung ihrer Verwandtschaftsbeziehungen vor unseren Augen: die Claudii Paulini, die Claudii Polemones oder die bislang unbekannten Flavii Captiones, die mit zu den Bauherren des beeindruckenden Stadions von Kibyra gehörten. Dazu haben die Befunde der Grabungen in der sogenannten Ostnekropole wesentlich beigetragen. Doch wir begegnen auch römischen Geschäftsleuten, die einheimische Bürgerstöchter heirateten, Ärzten, Mathematikern, ‚Polizisten‘ und ihren Witwen, öffentlichen Sklaven, die sich wenig um ihren unfreien Status scherten, unehelichen Kindern, die als Ziehkinder angenommen wurden, oder Frauenfreundschaften. Zu den Kabinettstücken des vorliegenden Bandes gehört ein Komplex von Mosaikinschriften vor dem Odeion von Kibyra sowie die Grabinschrift des Indonios, des Enkels und mutmaßlichen Adoptivsohns eines gewissen Claudius Neiketes. Der junge Mann hat seine Grabinschrift selbst verfasst und spielt darin in charmanter Weise mit den einheimischen, griechischen und lateinischen Namen, die in seiner Familie getragen wurden, und mit Bezügen zur Landschaft, die das Umland von Kibyra geprägt hat.