Studien zu Cord Borgentrik
‚Regina Coeli‘ im Werk des Bildschnitzers zwischen Tradition und Kirchenreform
Cord Borgentrik (um 1430-1501), in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein gefragter, ohne Zunftzwang arbeitender Bildschnitzer in Braunschweig, leitete hier eine große Werkstatt. Spuren seines Wirkens finden sich im Braunschweiger Umland, in Westfalen, im Göttinger Raum einschließlich Gandersheim und in Halle. Die vorliegende Studie befasst sich mit zwei seiner bedeutendsten erhaltenen Flügelaltäre. Sie untersucht die Frage, in welcher Weise Borgentrik für Ikonographie und Aussage von seinen monastischen Auftraggebern, die das Bildprogramm bestimmten, abhängig war. Sein 1483 vollendetes signiertes Marienretabel mit einer aufgemalten Osterantiphon (heute im Städtischen Museum in Braunschweig) wurde vom Prämonstratenserkloster Scheda für die Pfarrkirche des westfälischen Ortes Hemmerde in Auftrag gegeben, der einige Jahre später geschnitzte Marienaltar der St. Nicolai-Kirche im niedersächsischen Alfeld (heute im Chorraum der Minoritenkirche zu Köln) dagegen vom Zisterzienserkloster Marienrode. In beiden Retabeln dominiert in der Schreinmitte zwischen Reliefszenen eine vollrund geschnitzte, als Regina Coeli dargestellte Marienfigur im Typ der byzantinischen Hodegetria. Borgentriks Darstellungsweise der christologischen und mariologischen Motive, die einen Einfluss des niederländischen Realismus zeigen, wird auf ihre geistesgeschichtlichen Voraussetzungen hin analysiert.