Christian W. Thomsen / Marianne Demmer
Traumwelten. Kunstdialoge mit Kafka
Zur Interaktion von Kunst, Literatur und Wissenschaft
Anhand zweier Ausstellungen nimmt sich dieser Band eines Autors an, der zur Zeit wieder international breit diskutiert wird: Franz Kafka. Zum Dialog und zur künstlerischen Auseinandersetzung dienen drei weltberühmte Texte Kafkas, seine Erzählung “Die Verwandlung (1912), der “Brief an den Vater” (1919) und sein Romanfragment “Das Schloß” (1922/24).
In ihrer Kreuztaler Ausstellung von 2018 geht Marianne Demmer im Gegensatz zu Kafka – der behauptet, sein Text sei nicht fiktiv, sondern schildere reales Geschehen – von der Hypothese aus, die gesamte Erzählung basiere auf einem Traum. Das gibt ihr die Freiheit, sich ihren jungen Kafka in steter Verschränkung von Text und Bild in verschiedene Verwandlungsstadien vom Menschen zum Käfer und in Käfer-Kampfszenen mit dem patriarchalischen Vater hineindenken zu lassen. In Umkehr zu Kafkas Schluss endet dieser Prozess intensiver Bildfolgen nicht in Verzweiflung, Selbsterniedrigung und Auslöschung als menschenunwürdiges Geschmeiß. Nein: Demmers Käfer lernen sich als Individuen zu finden und verlassen erhobenen Hauptes die künstlerische Bühne.
2019 ergibt sich nun die Gelegenheit zu einer zweiten Ausstellung in der neuen Teilbibliothek der Universität Siegen im Wittgensteiner Flügel des von der Universität übernommenen und totalsanierten Unteren Schlosses in Siegen.