Die Canabae von Carnuntum – Eine Modellstudie der Erforschung römischer Lagervorstädte

Von der Luftbildprospektion zur siedlungsarchäologischen Synthese

Herausgegeben von Nives Doneus, Redaktion: Marion Grossmann, Herausgegeben von Christian Gugl, Herausgegeben von Michael Doneus

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Die Canabae von Carnuntum – Eine Modellstudie der Erforschung römischer Lagervorstädte
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Aufgrund jahrzehntelanger, systematischer luftbildarchäologischer Arbeiten konnte ein vorläufiger Gesamtplan der im Boden verborgenen antiken Reste des römischen Carnuntum hergestellt werden. Dieser zeigt archäologische Strukturen, die sich über mehrere Quadratkilometer erstrecken und von der dichten Bebauung des Stadtareals der canabae bis zu Strukturen der Wasserversorgung reichen. In Zusammenschau mit publizierten Altgrabungen konnte eine Neubewertung des bisherigen Forschungsstandes erfolgen und ein Stadtmodell der canabae erarbeitet werden. Die Luftbildauswertung aus dem Bereich der Carnuntiner canabae legionis ist somit nicht nur eine willkommene Ergänzung zu den vorliegenden Grabungsbefunden, sondern bietet erstmals auch die Möglichkeit, grundlegende Fragen zum Siedlungstyp „römische Lagervorstadt“ zu beantworten.
Luftbildarchäologie ist viel mehr als das „bloße“ Auffinden von Fundstellen oder eine Ergänzung zur Verbreitungskarte. Sie kann den Archäologen detaillierte Einblicke in selbst subtile Strukturen der materiellen Hinterlassenschaft geben. Die luftbildarchäologische Detailinterpretation von Carnuntum zeigt in aller Deutlichkeit, was allein mit dieser Methode erreichbar ist. Die detaillierten Pläne zeigen eine sich über große Flächen erstreckende detaillierte archäologische Landschaft und bilden eine Grundlage für sämtliche weiteren archäologischen und denkmalpflegerischen Arbeiten in diesem Raum. Archäologische Fragestellungen, aber auch Untersuchungen zu Erhaltung, Bedeutung und Notwendigkeit einer Unterschutzstellung können auf dieser Basis erstmals aufgrund sichtbarer Strukturen durchgeführt werden. Luftbildarchäologie nur für die Auffindung von Fundstellen einzusetzen, würde ihre Bedeutung verkennen. Ein Ignorieren ihres Potenzials bei der detaillierten Kartierung der archäologischen Strukturen ist ein freiwilliger Informationsverzicht, welchen sich die Archäologie nicht leisten kann.