Die poetische Ekphrasis von Kunstwerken
Eine literarische Tradition der Großdichtung in Antike, Mittelalter und früher Neuzeit
Herausgegeben von Christine Ratkowitsch
Reihe: Sitzungsberichte der philosophisch-historischen KlasseDas Interesse der philologischen Disziplinen an der Beschreibung von Kunstgegenständen vornehmlich in der epischen Dichtung ist derzeit sehr groß: Man konzentriert sich einerseits auf die Untersuchung der sprachlichen Mittel, mit deren Hilfe ein Dichter beschriebene Gegenstände, die oft seiner eigenen Phantasie entsprangen, für den Leser zu visualisieren vermochte; andererseits stellt man die Frage nach der literarischen Funktion derartiger Exkurse für die Gesamtintention der jeweiligen Dichtung. Die bisher erschienen vornehmlich mediävistischen Monographien zur Ekphrasis stellen dabei meist die literarischen Werke der eigenen Disziplin in den Vordergrund, die Brücke zwischen dem lateinischen Westen und dem slawisch-griechischen Osten, aber auch zwischen christlicher und muslimischer Literatur in Europa wurde nie geschlagen. Diesem Manko versucht der vorliegende Band in diachroner und synchroner Weise Abhilfe zu schaffen: Von Vertretern der klassischen Philologie und der bedeutendsten mediävistischen Disziplinen (Anglistik, Germanistik, Romanistik, Byzantinistik, Mittel- und Neulatein, Slawistik, Kunstgeschichte) wird versucht, dem Phänomen der Ekphrasis von Kunstwerken in der Antike, im Mittelalter und dem Humanismus anhand konkreter Textbeispiele gerecht zu werden. Da jeder Beitrag zudem einen Überblick über die bedeutendsten ekphrastischen Texte der jeweiligen Disziplin enthält, kann der Band auch als Einführung in diesen Problemkreis im allgemeinen dienen.